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Content Marketing

Marketing und die Notwendigkeit inklusiver Kommunikation

18.01.2021
von SMA

Kommunikation ist ein belangreicher Aspekt innerhalb aller Beziehungen, auch zwischen Unternehmen und der Zielgruppe. Sie ermöglicht es zu zeigen, was man als Unternehmen zu bieten hat, wofür man einsteht und was man erreichen will. Zugleich beinhalten Zielgruppen aber nur einen Teil unserer diversen Gesellschaft. Wie kommt das? Und wie kann inklusive Kommunikation dafür sorgen, dass man ein breiteres Publikum erreicht?

Hanan Challouki aus Belgien behauptet sich in ihrem Fachbereich: Die Marketing- und Kommunikationsexpertin hält nicht nur unzählige Vorträge über Marketing und inklusive Kommunikation, sondern unterstützt auch Unternehmen dabei, ihr Potenzial auszuschöpfen. Sie hilft ihnen, ihren Horizont zu erweitern und Schritt für Schritt herauszuarbeiten, was innerhalb ihrer Marketingkampagnen und allgemeiner Kommunikation noch möglich ist.

Frau Hanan Challouki, was versteht man unter inklusiver Kommunikation?

Inklusive Kommunikation ist ein Ansatz, mit dem man  innerhalb einer Kommunikationsstrategie ein breiteres Publikum erreichen und einbeziehen kann. Auf diese Weise kann man eine sehr diverse und inklusive Kommunikationspolitik führen. Das kann sich auf eine Kampagne, auf die interne Unternehmenskommunikation oder auf langfristige Kommunikation beziehen. In gewisser Weise füllt es die Lücken, die heutzutage noch bestehen: Sehr oft hat man bei Kampagnen oder einer Kommunikationsstrategie ein bestimmtes Publikum im Hinterkopf, das nicht sehr divers ist. Viele Unternehmen begreifen es auch anfangs nicht. Nach einer Zeit merken sie aber, dass sie immer dieselben Menschen erreichen, obwohl es viele verschiedene Gruppen sein könnten. Was läuft schief? Was könnte man verbessern? Im Grunde ist das, worum es bei inklusiver Kommunikation geht.

Sie haben als Muslima ein Unternehmen aus dem Nichts gegründet. Sind Sie dabei auf Schwierigkeiten gestossen?

Als ich mein Unternehmen startete, kannte ich sehr wenige Unternehmende. Es gab wenig Vorbilder in meinem Umfeld. Dadurch hatte ich die Schwierigkeit, dass ich auf kein Netzwerk zurückgreifen konnte. Viele der Unternehmenden, die ich kenne, stammen aus einem Unternehmernest oder kennen zumindest jemanden, der sich damit beschäftigt. Ich musste alles selbst herausfinden. Wenn man jung, divers und unternehmerisch ist, dann gibt es sicherlich Momente, bei denen man sich denkt: Oh, ich werde überhaupt nicht ernst genommen (lacht). Ich höre heute noch Fragen oder Aussagen wie: «Du sprichst aber gut Niederländisch» oder «Du hast diese Präsentation sehr gut gemacht» … Ja, ich habe Kommunikationswissenschaften studiert! Das ist nicht nur der Fachbereich, zu welchem ich mich hingezogen fühle, sondern auch der, in dem ich für den Rest meines Lebens Verschiedenstes erreichen will.

Aufzufallen kann negativ sein, aber auch sehr positiv. Hanan Challouki

Ich denke, viele junge Unternehmende leiden darunter, nicht ernst genommen zu werden. Wenn man auch noch anderweitig divers oder muslimisch ist und nicht in das Standardbild eines Unternehmers passt, können die Stereotypen und Vorurteile stärker ausfallen. Auf der anderen Seite kann das ein Vorteil sein. Denn es macht mich und meine Geschichte einzigartig. Aufzufallen kann negativ sein, aber auch sehr positiv.

Was ist für Sie der peinlichste Marketingbegriff?

Agil (lacht laut). Alles ist agil! Ich finde das echt ein furchtbares Wort. Ich höre immer wieder: «Wir möchten eine agile Herangehensweise.» Dazu denke ich dann nur: «Ok» (lacht). Es ist zu einem Schlagwort verkommen, das kaum noch etwas bedeutet. Es ist ein sehr vages Wort. Was meinen sie damit? Flexibel? Lenksam? Dass man schnell umschalten kann? Das gehört schon alles zur Marketingwelt…

Wie wichtig ist Marketing?

Marketing ist sehr wichtig. Es ist sogar wichtiger als das Produkt oder die Dienstleistung, die man anbietet. Man kann viel Zeit und Energie in das Produkt stecken, aber wenn man es nicht verkauft, dann produziert man nur für sich selbst. Daran wäre nichts falsch, aber es ist nicht das Ziel eines Unternehmens. Manchmal fliesst viel Zeit ins Marketing, aber wenig andere Ressourcen, was eine weitere Herausforderung darstellt. Zudem denke ich, dass einige Betriebe den Nutzen von Marketing nicht sehen. Sie denken, die richtige Kundschaft wird sie schon finden. Daran glaube ich aber nicht. Wir leben in einer Zeit mit vielen permanenten Reizen. Da kann man schnell untergehen, wenn man nicht hervorsticht. Menschen sind manchmal so überzeugt von dem, was sie kreieren, dass sie vergessen, dass niemand etwas kaufen kann, von dem sie nichts wissen. Das Vertrauen in das eigene Angebot ist zwar gut, aber das Angebot muss auch sichtbar sein.

Expertin für Kommunikation Hanan Challouki
Hanan Challouki, Marketing- und Kommunikationsexpertin.

Wie stehen Sie zur digitalen Transformation im Marketing?

Die letzten fünfzehn Jahre hat man sich auf das Digitale konzentriert, vor allem Social Media-Marketing. Man hat auf Konversion gesetzt. Man versuchte konkret, Menschen, die sich bestimmte Dinge ansehen, in Kundschaft umzuwandeln. Dies anstelle davon, die Produkte zu zeigen und dann zu hoffen, dass die Menschen es kaufen. Im Allgemeinen hat man die Aufmerksamkeit auf Konversationen mit der Kundschaft gelenkt. Auch wenn es digital geschieht, ist es eine persönliche Herangehensweise, damit das menschliche nicht komplett verschwindet. Ich finde es eine positive Entwicklung, weil ich weiss, dass viele noch immer Angst vor der digitalen Welt haben: «Ein Onlineshop ist nicht dasselbe wie ein Einkaufserlebnis im Laden!» Das stimmt zwar, aber nicht, weil es digital ist, sondern, weil die Menschlichkeit dadurch fehlt. Es stehen aber immer noch Menschen hinter dem Ganzen, die eine bestimmte Beziehung mit der Endkundschaft eingehen. Wenn es authentisch und menschlich ist, wird es besser funktionieren – egal ob digital oder analog.

Für jedes Unternehmen stellen sich andere Herausforderungen. Hanan Challouki

Wie kann man die eigene Kommunikation verändern?

Mit einem Anruf an mich (lacht). Nein, der erste Schritt ist zu schauen, was schon auf dem Tisch liegt. Hat man schon mit inklusiver Kommunikation experimentiert? Wie ist die Situation heute? Auf welchen Kanälen ist man präsent? Mit wem arbeitet man zusammen? Wenn man so alles skizziert, kann man die Herausforderungen abschätzen.

Ich gebe ein simples Beispiel: Sagen wir, ein Unternehmen arbeitet mit Models einer bestimmten Agentur. Diese hat aber keine diversen Models im Portfolio und deshalb hat das Unternehmen auch keine. Solche Probleme kann man schnell beheben. Beispielsweise kann man eine zusätzliche Agentur engagieren oder weitere Castings veranstalten. Man kann auch direkt mit der der ersten Agentur sprechen und dort die Strategie anpassen. Für jedes Unternehmen stellen sich andere Herausforderungen. Bei inklusiver Kommunikation glaube ich nicht, dass ein «one size fits all»-Ansatz funktioniert. Man muss jeden Betrieb für sich ansehen. Bestimmte Sachverhalte können sich natürlich überlappen, während andere einmalig sind.

Es ist nie zu spät, die Meinung zu ändern.

Welches Zitat hat Sie inspiriert?

Ein Zitat von meinem Businesscoach: «Es ist nie zu spät, die Meinung zu ändern.» Das klingt zwar banal, aber ich weiss, dass Menschen oft Entscheidungen treffen und daran festhalten wollen. Man denkt, für die kommenden fünf oder zehn Jahre folgt man dieser Entscheidung. Wenn dann doch allmählich Zweifel aufkommen, hat man Angst davor, den Kurs zu ändern. Ich denke, man darf in solchen Situationen mehr Mut zeigen und seine Meinung ändern. Eine Entscheidung, die sich nicht mehr gut anfühlt oder ein Ansatz, der nicht mehr passt, sollte man getrost wagen, anzupassen.

Text fokus-online.be
Übersetzung aus dem Niederländischen Kevin Meier

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