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Unterstützung bei der Ausbildung der Kinder

07.01.2022
von Melanie Cubela

Zu Beginn der Erziehung eines Kindes werden diesem viele Entscheidungen abgenommen. Wenn das Ende der Primarschule naht, liegt der erste Ausbildungsentscheid vor, wobei das Kind diesen fällt. Die Eltern übernehmen als Erziehungsberechtigte eine wichtige Rolle im Leben der Heranwachsenden. Umso schwieriger wird es abzuwägen, wie stark man sich in die Ausbildungswahl einbringen soll.

Eltern liegt eine gute Ausbildung am Herzen, um die Zukunft des Kindes zu stützen. Primarschüler:innen im sechsten Jahr sind sich noch nicht bewusst, was ihnen bevorsteht. Aus diesem Grund ist es die Aufgabe der Eltern, dies zu übermitteln. Doch wie soll dies geschehen? Wie stark sollen sich die Eltern einbringen und was wünschen sich die Kinder selbst?

Gymnasium oder Sekundarschule: Wer entscheidet?

Im letzten Jahr der Primarschule in der Schweiz wird entschieden, wie es schulisch weitergeht. Das Kind ist zu diesem Zeitpunkt erst elf oder zwölf Jahre alt, weshalb die Eltern hierbei eine grosse Rolle spielen. Pascale Singer, Fachpsychologin für Psychotherapie sowie für Laufbahn- und Personalpsychologie erklärt: «Es ist wichtig, dass man das Kind genau kennt und beobachtet und nicht die Kraft der eigenen Wünsche und Erwartungen als Eltern einbringt. Man muss wahrnehmen, was das Kind möchte.» Hierzu stellt Singer einige Fragen vor, die man sich als Eltern stellen soll: Wie ist das Lernverhalten des Kindes? Lernt es einfach und gerne? Wie ist das Freizeit- und Sportverhalten? Ist das Kind gestresst? Wie geht das Kind mit Belastungen um? Hierbei lassen sich Stress und Belastung unter anderem am Schlafverhalten erkennen.

Die Entscheidung vieler Kinder wird laut Singer durch ihre Schulkamerad:innen gelenkt. Beispielsweise entscheiden sie sich für das Gymnasium, um Kollegschaften zu erhalten und nicht nur wegen der Ausbildung an einer bestimmten Schule. Wenn die Schüler:innen das Gymnasium wählen, sind diese den ganzen Tag ausser Haus. Singer weist darauf hin, dass dies für Kind wie auch für Eltern eine grosse Herausforderung darstellt. Die Eltern müssen sich schon früh mit dieser komplexen Entscheidung auseinandersetzen. Aus diesem Grund gibt es nun in Zürich die Möglichkeit, ab der fünften Klasse einen Infoabend zu besuchen. Die Fachpsychologin führt aus: «Dort wird den Eltern das Bildungssystem vorgestellt, die nicht in der Schweiz aufgewachsen sind und dieses nicht so gut kennen. Dadurch werden sie bekannt gemacht mit der Lehre, BMS, Passerelle und allen weiteren Möglichkeiten.»

Welche Unterstützung die Kinder brauchen

«Wenn man es von der sechsten Klasse aus betrachtet, sind die Kinder noch sehr jung. Hier ist es entscheidend, sich stärker einzubringen», meint die Fachpsychologin. «Es ist ganz wichtig, dass die Eltern an den Ideen und Plänen der Kinder Interesse zeigen», betont Singer. Empfohlen wird es auch, das Kind für richtiges Verhalten zu loben und nicht nur aufzuzeigen, was noch getan werden muss. Ausserdem sei es hilfreich, wenn Eltern zunächst ihren eigenen Beruf den Kindern näherbringen. Singer machte oft die Erfahrung, dass die Kinder keine Vorstellung davon hatten, wie ihre Eltern Geld verdienen. Man solle konkret erzählen, welchen Ausbildungsweg man zurückgelegt hat und was die jetzigen Tätigkeiten sind. Was Eltern auch machen können, ist, Freund:innen und Bekannte zu kontaktieren, die im Wunschberuf des Kindes tätig sind. So haben die Kinder die Möglichkeit, den Beruf auf dem besten Weg kennenzulernen.

Ein weiteres Beispiel ist die Berufsmesse. Hier haben Eltern die Möglichkeit, diese an Samstagen gemeinsam mit ihrem Kind zu besuchen, um so am Prozess teilzunehmen. Ausserdem finden Betriebsbesichtigungen, neuerdings wegen der Covid-Situation online, statt. Dies ermöglicht den Erziehungspersonen, bei der Besichtigung gemeinsam mit dem Kind dabei zu sein. Abschliessend erklärt Singer, dass man nicht alles selbst in die Hand nehmen soll, aber genauso wenig das Kind alleine lassen. Somit sollen Eltern nicht für oder ohne das Kind entscheiden, sondern gemeinsam.

Es ist wichtig, dass die Erziehungspersonen viel mit ihrem Kind reden, aber nicht mit ihren Aussagen werten oder verurteilen.

Keinen Druck ausüben

«Jugendliche sagen oft ‹Interesse zeigen ja, aber Druck machen nein›», weiss Singer. Weiter erklärt sie: «Sie möchten nicht, dass man täglich über das Thema streitet, weil man einfach verzweifelt ist. Das ist so wenig produktiv wie das Überhäufen mit gut gemeinten Ratschlägen.» Ein weiteres Problem sei das Aufzwingen eigener Meinungen und Haltungen. Beispielsweise haben die Eltern eine Vorstellung, was den Beruf angeht. Das Kind soll Informatiker:in werden. Wenn es jedoch einen anderen Berufswunsch hat, wird es dadurch entmutigt und traut sich den Eltern zuliebe nicht, diesen offenzulegen.

Es ist wichtig, dass die Erziehungspersonen viel mit ihrem Kind reden, aber nicht mit ihren Aussagen werten oder verurteilen. «In einem Jahr eines Kindes passiert unglaublich viel», sagt die Fachpsychologin. Es sei demnach durchaus normal, dass das Kind heute diesen Ausbildungswunsch hat und morgen etwas anderem nachgehen möchte. Hierbei soll man dem Kind Raum geben, mitschwingen und nicht etwa den Wechsel des Ausbildungswunsches verurteilen.

Möglichkeiten für die Kinder

In jedem Kanton in der Schweiz gibt es eine Berufsberatungsstelle, bei der sich Kinder melden können. Hier erhalten sie Unterstützung zum Ausbildungsentscheid. Singer rät an, Betriebsbesichtigungen zu unternehmen und zu schnuppern. Ein weiteres neues Modell für die Kinder ist es, die Wunschstelle anzurufen und ein kleines Interview zu führen.

Auf die Frage, was Eltern tun sollten, wenn das Kind keine Ausbildung machen möchte, weist Singer auf das Angebot 16/25 oder netz2 hin. «Es ist nichts verloren. Man hat immer wieder eine Möglichkeit und ein Auffangnetz, wo man einsteigen kann. Es ist einfach wichtig, dass man ruhig bleibt und sich überlegt, was man tun kann. Dass man Hilfe von aussen holt und sich nicht dafür schämt.» Für diejenigen die nicht wissen welche Ausbildung sie machen wollen, gibt es verschiedene Brückenangebote wie beispielsweise das zehnte Schuljahr.

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