close up of smiling businessmen discussing documents with graphs and charts in a mon office. symbolbild psychische gesheit in unternehmen
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Editorial Karriere Gesundheit

Psychische Gesundheit: Unternehmen in der Verantwortung

25.01.2025
von SMA
Muriel Langenberger,Geschäftsleiterin der Stiftung Pro Mente Sana

Muriel Langenberger
Geschäftsleiterin der Stiftung Pro Mente Sana

Als Geschäftsleiterin der Stiftung Pro Mente Sana beschäftigt mich ein Thema besonders, das an jedem Arbeitsplatz hochrelevant ist, jedoch oft nicht die nötige Beachtung findet: die psychische Gesundheit. Sie ist mehr als ein persönliches Anliegen – sie ist eine gesellschaftliche Aufgabe und ein Schlüsselfaktor für erfolgreiche Teams. In einer Zeit, in der psychische Belastungen in der Arbeitswelt zunehmen und dennoch mit Stigmata behaftet bleiben, stehen wir vor drängenden Fragen: Wie führen wir Organisationen und wie gestalten wir Arbeitsplätze, an denen Menschen gesund und effizient arbeiten können? Was bedeutet es, Mitarbeitende ernst zu nehmen? Welches Arbeitsumfeld stärkt Menschen, anstatt sie zu belasten?

Die Rolle der Führungskräfte für die Unternehmenskultur

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz betrifft nicht nur die Gesundheitsbeauftragten. Sie umfasst die Gestaltung unserer Zusammenarbeit, wie wir uns organisieren und miteinander umgehen. Studien belegen, dass psychische Erkrankungen erhebliche volkswirtschaftliche Konsequenzen haben. In der Schweiz gehen jährlich rund 6,5 Milliarden Franken durch Überlastungen und Fehlzeiten verloren. Immer mehr Menschen in der Schweiz und weltweit zeigen Symptome von Stress, Burn-out, Angstzuständen oder psychischen Krisen. Gleichzeitig fällt es vielen schwer, darüber zu sprechen. Sie leiden im Stillen, aus Angst vor Stigmatisierung oder davor, als «schwach» wahrgenommen zu werden.

Die Verantwortung einer Führungskraft besteht nicht allein in der strategischen Leitung, sondern auch darin, die Gesundheit der Mitarbeitenden im Blick zu haben und eine wertschätzende, offene Unternehmenskultur zu schaffen. Studien zeigen, dass das frühzeitige Erkennen und Ansprechen von Belastungen langfristig die Arbeitsfähigkeit sowie die Gesundheit fördert – und sich auch wirtschaftlich rechnet. Dabei haben Führungskräfte eine Vorbildfunktion. Es prägt die Kultur, wenn Vorgesetzte Fehler zugeben können oder darüber sprechen, wenn viel auf ihrem Tisch liegt.

Früherkennung durch Schulungen ermöglichen

Eine frühzeitige Intervention kann längere Ausfälle verhindern. Selbst kleine Anzeichen müssen wahr- und ernst genommen werden, um darauf reagieren zu können. Mit den «ensa – Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit» bietet Pro Mente Sana Führungskräften und Teams praxisnahe Schulungen, um Anzeichen von psychischem Leidensdruck zu erkennen und wirksam darauf zu reagieren. Diese Kurse schaffen Handlungssicherheit und stärken eine Unternehmenskultur, die psychische Gesundheit als festen Bestandteil etabliert.

Für die Förderung der psychischen Gesundheit sind konkrete Materialien und Ressourcen hilfreich. Die Kampagne «Wie geht’s dir?» stellt Unternehmen ein Toolkit mit Tipps bereit, welches Führungskräfte und Mitarbeitende dabei unterstützt, das Thema anzusprechen und konkrete Massnahmen umzusetzen.

Offene Kommunikation und Transparenz als Prävention

Besonders wichtig ist mir eine transparente und offene Kommunikation. Sie stärkt das Vertrauen der Mitarbeitenden. Gerade in schwierigen Zeiten, etwa bei Umstrukturierungen oder finanziellen Engpässen, sollte man ehrlich und respektvoll informieren – selbst wenn die Nachrichten nicht immer positiv sind. Führungskräfte können durch klare und zugängliche Kommunikation ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeitende genug sicher fühlen, auch schwierige Situationen anzusprechen.

Wertschätzung als Basis für ein gesundes Arbeitsumfeld

Mitarbeitende, deren Leistung anerkannt wird und die sich unterstützt fühlen, können ihr Potenzial entfalten. Deshalb ist die Wertschätzung ein wesentlicher Faktor. Ich lege Wert darauf, Mitarbeitenden für ihren Einsatz zu danken, ihre Erfolge wahrzunehmen und zu feiern – auch die kleinen, alltäglichen Schritte. Wenn Menschen merken, dass Arbeitgeber:innen ihre Arbeit schätzen und sie als Individuen sehen, fördert das nicht nur ihre Motivation, sondern ebenfalls ihre psychische Gesundheit. Führung, die auf Respekt und Anerkennung basiert, schafft ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich weiterentwickeln und ihre Fähigkeiten bestmöglich einbringen können.

Psychische Gesundheit als Erfolgsfaktor in der Unternehmensführung

All diese Vorteile zeigen, wie lohnenswert es ist, psychische Gesundheit und Wertschätzung als wesentliche Bestandteile einer erfolgreichen Unternehmensführung zu etablieren. Ein Arbeitsplatz, der die individuellen Stärken und Herausforderungen der Mitarbeitenden berücksichtigt und unterstützt, schafft ein Umfeld, in dem persönliche Entwicklung und unternehmerischer Erfolg Hand in Hand gehen. Mit gezielten Massnahmen entsteht ein nachhaltiges Arbeitsumfeld, das langfristig das Wohl und den Erfolg aller Beteiligten fördert.

Text Muriel Langenberger, Geschäftsleiterin der Stiftung Pro Mente Sana

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