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Arbeitsmarkt: Die ältere Generation spielt eine Schlüsselrolle

13.03.2023
von SMA

Dass angesichts des drohenden Fachkräftemangels neue Lösungen notwendig werden, ist unbestritten. Doch wie genau soll man den drohenden Mangel an jungen Talenten kompensieren? Die Antwort liegt auf der Hand: Menschen mittleren Alters sollen eine gewichtigere Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielen.

Zur Bewältigung des Fachkräftemangels wird unter anderem laut über eine stärkere Beteiligung älterer Menschen am Erwerbsleben diskutiert. In Deutschland und der Europäischen Union (EU) sind ältere Menschen gemäß einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) immer häufiger erwerbstätig. So ist in Deutschland die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen binnen zehn Jahren deutlich gestiegen: von 62 Prozent im Jahr 2012 auf knapp 72 Prozent im Jahr 2021. Im selben Zeitraum gab es in der EU einen Anstieg der Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen von 47 auf 60 Prozent, wie Destatis auf Basis von Mikrozensus und Daten der europäischen Arbeitskräfteerhebung sowie der EU-Statistikbehörde Eurostat mitteilt. Damit sind in Deutschland die 55- bis 64-Jährigen deutlich häufiger erwerbstätig als im EU-Durchschnitt. Noch höhere Quoten wiesen nur die skandinavischen EU-Staaten Schweden (77 Prozent) und Dänemark (72 Prozent) auf. »Eine höhere Erwerbsbeteiligung älterer Menschen wird jedoch künftig kaum kompensieren können, dass die jüngere Bevölkerung abnimmt und es dadurch deutlich weniger Erwerbspersonen in diesen Altersgruppen gibt«, erklärt Frank Schüller, Arbeitsmarkt-Experte im Statistischen Bundesamt, mit Blick auf die Fachkräftedebatte.

Im Jahr 2021 arbeiteten 8,8 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche. Dies gilt als überlange Arbeitszeit.

Pension? Vielleicht morgen

Auch jenseits der 64 Jahre hat sich der Anteil der Erwerbstätigen in kurzer Zeit deutlich erhöht. 2012 arbeiteten in Deutschland noch elf Prozent der 65- bis 69-Jährigen. Im Jahr 2021 lag der Anteil bei 17 Prozent – und damit erneut über dem EU-Durchschnitt von 13 Prozent. Einen Grund dafür sehen die Fachleute des Statistischen Amtes in der stufenweisen Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. In einigen EU-Staaten Nordeuropas sind die Erwerbstätigenquoten der 65- bis 69-Jährigen höher als in Deutschland, allen voran in Estland mit 32 Prozent vor Lettland (29 Prozent) und Schweden (28 Prozent). Gemäß Destatis sei auch das zunehmende Bildungsniveau in vielen EU-Staaten ein Grund für den Verbleib älterer Menschen im Arbeitsmarkt: Höhere Bildungsabschlüsse gehen oft mit einer längeren Erwerbstätigkeit einher. In der Generation »65plus« waren unter den Hochqualifizierten hierzulande 2021 noch 13 Prozent erwerbstätig, unter den Geringqualifizierten waren es 4,5 Prozent.
In Deutschland hat sich in vielen Bereichen, in denen Fachkräfte fehlen, die Altersstruktur in den vergangenen Jahren deutlich verändert. So war beispielsweise von den Erwerbstätigen in naturwissenschaftlich-technischen MINT-Berufen 2021 fast ein Viertel (24 Prozent) 55 Jahre und älter.

2012 waren es noch 17 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Pflege: Hier stieg der Anteil der Pflegekräfte in der Altersgruppe »55plus« binnen zehn Jahren von 15 auf 23 Prozent. Bei den Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen nahm der Anteil der älteren Beschäftigten von 17 auf 22 Prozent zu. »In diesen Berufsgruppen spiegelt sich die Alterung der gesamten Gesellschaft deutlich wider«, erklärt Frank Schüller.

Auch hinsichtlich der erbrachten Arbeitszeit hat das Statistische Bundesamt Interessantes zu vermelden: Im Jahr 2021 arbeiteten 8,8 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen gewöhnlich mehr als 48 Stunden pro Woche. Dies gilt als überlange Arbeitszeit. Wie Destatis weiter mitteilt, war fast jede und jeder zweite Selbstständige mit Beschäftigten von überlanger Arbeitszeit betroffen. Im Durchschnitt arbeiteten Vollzeiterwerbstätige ab 15 Jahren 40,5 Stunden in der Woche.

Überlange Arbeitszeiten abhängig von Alter und Geschlecht

Generell gilt: je älter die Erwerbstätigen, desto länger die Arbeitszeiten. Während nur 1,6 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen im Alter von 15 bis 24 Jahren mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiteten, lag dieser Anteil bei den Erwerbstätigen in Vollzeit zwischen 55 und 64 Jahren bei 11,4 Prozent. Vollzeiterwerbstätige Männer wiesen mit dabei mit 10,5 Prozent deutlich häufiger überlange Arbeitszeiten auf als Frauen (5,4 Prozent). Einer der Gründe für die deutlichen Unterschiede liegt im hohen Anteil überlanger Arbeitszeiten bei Führungskräften, die eher in höheren Altersgruppen und bei Männern zu finden sind.

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